Völker und Kriege im Kaukasus GEORGIEN Analysen und Hintergründe des jüngsten Konflikts. Düsseldorf.
Die Verantwortung des georgischen Präsidenten Saakaschwili für den Überfall auf die abtrünnige Provinz Südossetien und die dort stationierten russischen Friedenstruppen in der Nacht auf den 8. August 2008 ist inzwischen kaum noch bestritten. Doch wer mehr wissen will über die ethnischen Konflikte im Kaukasus, die nach dem Kollaps der UdSSR so blutig aufbrachen, der findet in Alexander Sownowskis „Das Georgien-Syndrom“ eine
Fülle von Informationen. Hochinteressant dabei das von Sownowski veröffentlichte Protokoll eines Treffens zwischen dem damaligen russischen Präsidenten Jelzin und Georgiens Präsidenten Schewardnadse mit dem Vertreter Abchasiens, Wladislaw Ardsinba, im September 1992. Wie da die beiden Ex-Genossen des Politbüros mit dem Repräsentanten des schon damals faktisch unabhängigen Abchasien umsprangen, erklärt im Nachhinein
auch, warum die damals verweigerte einvernehmliche Lösung 20 Jahre später nicht mehr erreichbar war. Allerdings muss kritisch angemerkt werden, dass der Titel „Das Georgien-Syndrom“ vom Text nicht eingelöst wird. Der Band ist eine durchaus interessante Sammlung von Eindrücken, Gesprächen und Analysen, ohne aber zu einer sinnvollen Verallgemeinerung zu gelangen. Höchst ärgerlich zudem sind eine Fülle von Rechtschreibfehlern. Und dass das Dritte Reich einen Propagandaminister mit Namen „Göbel“ gehabt habe, das sollte kein Lektor seinem Autor durchgehen
lassen. -re
Alexander Sownowski: Das Georgien
Syndrom. Mauer Verlag, Rottenburg
a/N, 2010. 234 Seiten, 22,80 Euro.

Das politische Buch 25
WZ DIENSTAG, 27. APRIL 2010